Der alte Mann und das Mail


Als ich den Ferien meine Mails abrief, fand ich das Folgende darunter. Da mir der Name bekannt vorkam, las ich weiter, bevor ich es als Spam entsorgte. Mir war sofort klar, dass es nicht vom Bekannten Georg stammen konnte. Hätte er mich ansprechen wollen, dann hätte er es anders angerichtet:
 

Von: georgevranek@hotmail.com
Betreff Hello
CC Georg Vranek

Hi, I really don’t mean to inconvenience you right now but I made a quick trip to Madrid Spain this past weekend and had my bag stolen from me in which contains my passport ,cash and credit cards. I know this may sound odd, but it happened very fast. I’ve been to the Switzerland embassy and they’re willing to help me fly without my passport but I just have to pay for my ticket and settle my hotel bills and other expenses.
 
Right now I’m out of cash plus i can’t access my bank without my credit card here, I’ve made contact with them but they need more verification. I was thinking of asking you to lend me some money now and I’ll pay back as soon as I get home. Please i’ll be needing about €1,600 as soon as possible, you can have it wired to my name by western union to Madrid Spain,you will email me the mtcn control number so i can pick the money up.You can reach me on May-field hotel # 34 634 120 278 . I will be grateful if you can do this for me.

Regarding how to send the money go to any store or shopping mall that operates western union money service transfer and request to send money.

 

Receivers Name: George Vranek

Address; Calle rio minu 
2, 4a, 28980,
Madrid, Spain.

Kindly email me the transfer receipt immediately you send the money.Anticipating your reply at the earliest to my request.


Regards

George Vranek,
retired aeronautical engineer
P.O. Box 1030
CH-6371 Stans

Switzerland
Zu Hause angekommen, ging ich der Sache etwas nach. Ich stiess auf den Artikel von Niklaus Wächter in der ONZ:
 
Nick Wächter
 
«(…) Stans  |  11. Dezember 2011

Ahnungsloser Nidwaldner versendet Hilferuf

Nicht schlecht gestaunt haben die Freunde und Bekannten des Stansers Georg Vranek: Er sei in Spanien gestrandet und benötige dringend Geld, hiess es in einem E-Mail von ihm. Geschrieben hat das aber nicht der sesshafte Rentner, sondern ein Internet-Gauner.

Georg Vranek kann es nicht fassen: Ein Betrüger hat sich seines Hotmail-Kontos bemächtigt.

Fotos: Niklaus Wächter

Das E-Mail-Adressbuch des pensionierten Luftfahrt-Ingenieurs Georg Vranek ist prall gefüllt mit Kontakten aus seiner Zeit als aktiver Pilot. Doch er lebt seit Jahren sehr zurückgezogen und korrespondiert nur noch mit einem kleinen Kreis von Luftfahrt-Enthusiasten. Vor allem, um sein Projekt eines Helikopters mit im Flug einziehbaren Rotorblättern anzubieten. Umso grösser war das Erstaunen vieler einstiger Fliegerkameraden, wieder einmal etwas vom inzwischen 75-Jährigen zu lesen. Und erst noch in englischer Sprache, die Georg Vranek zwar beherrscht, aber natürlich nicht gegenüber seinen Schweizer Freunden und Bekannten anwendet. Er sei auf einer Kurzreise in Madrid seiner ganzen Barschaft und Ausweise beraubt worden. Darauf habe er sich bei der Schweizer Botschaft in Madrid gemeldet und dort habe man ihm versprochen, ihm dabei zu helfen, ohne Ausweise wieder die Heimat zu erreichen. Allerdings müsse er für alle Kosten aufkommen, hiess es im E-Mail. Er bitte deshalb um Überweisung von 1600 Euro an die Western Union in Madrid. Für Rückfragen sei er telefonisch im Mayfield Hotel zu erreichen. Die ONZ hat angerufen: «Ist dort Georg Vranek?» «Moment ich muss mal auf der Liste nachsehen. Nein, er ist nicht im Hotel. Er wird in zwei Stunden zurück sein», lautete die Antwort in sehr schlechtem Englisch.

Passwort per E-Mail versandt

Der Stanser Vranek ist total geschockt von diesen Vorfällen. Aber leider nicht unschuldig am dreisten Betrugsversuch. Seine E-Mails verwaltet er über email.com – weil es gratis ist. «In letzter Zeit hatte ich einige Probleme mit dem Öffnen von Mails», erzählt er. Darum habe er email.com eine elektronische Nachricht gesandt mit der Bitte um Behebung der Probleme. Darauf habe man ihn aufgefordert, seine Daten einschliesslich Passwort zu übermitteln. Und was hat der arglose Senior getan? Genau das, was man ihm aufgetragen hat und wovor alle Sicherheitsexperten bei jeder Gelegenheit eindringlich warnen: Er hat sein Passwort per E-Mail versandt. «Ein Provider oder Datenbankbetreiber wird nie nach einem Passwort fragen. Passworte sind tabu», predigen die Experten und auch die Datenbanken-Betreiber bei jeder Gelegenheit. Dass E-Mails von Netzpiraten auf der Suche nach Passwörtern und Bankzugängen aus dem Netz gefischt und gelesen werden, weiss heute jedes Kind. Aber eben: Georg Vranek ist kein Kind. Sondern ein kultivierter, betagter Herr fernab kriegerischer und krimineller Vorgänge und vertieft in sein immerwährendes Studium der luftfahrttechnischen Entwicklungen. Kurzum: ein etwas abwesender Zeitgenosse, und ein ahnungsloser. «Ich weiss es nicht», lautete seine Antwort auf die Frage, ob er denn kein Virenschutzprogramm installiert habe. Der Sohn kümmert sich um den Computer des einseitig interessierten Papas. Wenn er Zeit dazu hat. Und die hat er manchmal eben nicht.

Der oben abgedruckte Hilfsappell ging an alle Kontakte auf der Adressliste. 
Hotmail-Konto geknackt

Bis anhin hat der Betrugsversuch keinen materiellen Schaden angerichtet. Alle Empfänger dieses dubiosen Hilferufs konnten leicht erkennen, dass dies nicht der Vorgehensweise des angeblichen Absenders in einem akuten Notfall entsprach. Zumal der Appell in englischer Sprache erfolgte. Und zumal sich der Empfängerkreis fast ausschliesslich aus nicht sonderlich nahestehenden Personen zusammensetzt. Doch die Tatsache, dass offensichtlich sein eigener Computer – von räuberischen fremden Mächten gesteuert – E-Mails mit korrektem Absender an alle seine Freunde und Bekannten verschickt, trifft den Stanser zutiefst. «Es ist mein Fehler. Es war dumm, das Passwort zu versenden», sieht er zerknirscht ein. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass ein Hacker sein Hotmail-Konto geknackt und das Passwort für seine Zwecke geändert hat. Vranek konnte nicht mehr darauf zugreifen. Ein untrügliches Zeichen für eine kriminelle Machtübernahme.

Nicht das letzte Opfer

Die Polizei riet Vranek, auf eine Anzeige zu verzichten, weil ja kein Schaden entstanden sei. Was nicht weiter erstaunlich ist, wenn man weiss, dass die spanischen Behörden sich beispielsweise hartnäckig weigern, die einem österreichischen Bankräuber abgenommene und nachweislich aus einem Banküberfall in Alpnach stammende Beute von mehr als 100’000 Franken den rechtmässigen Besitzern auszuhändigen (die ONZ berichtete). Vor diesem Hintergrund scheinen Rechtshilfegesuche Richtung Spanien wenig sinnvoll. Immerhin hat der Stanser mittlerweile ein Gratis-Virenschutzprogramm installiert und darf sich selbst dazu beglückwünschen, in der Vergangenheit keine Bankgeschäfte über das Internet getätigt zu haben. Ein Trost bleibt dem Rentner aus Stans: Er ist nicht das erste Opfer solcher üblen Machenschaften und wird nicht das letzte sein. Kürzlich verschickte der Rechner eines Luzerner Oberarztes einen ähnlichen Hilferuf – gespickt mit Rechtschreibefehlern. Tröstlich: Solange die Betrüger lesbar zu dumm sind, um zu ihrem Ziel zu kommen, haben die Unvorsichtigen noch eine Chance, ihren Computer abzusichern.)»

Was kann daraus gelernt werden?

Das eigene System sollte gut gewartet sein, der Browser auf dem aktullen Stand und die wichtigen Programme müssen ebenfalls auf dem neuesten Stand sein. Was die Sicherheit anbetrifft, so sollte man diesbezüglich ein professionelles Tool einsetzen (z.B. Internet security von Swisscom). Wer selber ein Antivirenprogramm lädt (z.B. Avast), sollte diesen immer auf dem neuesten Stand haben. Dem PC ein Router vorzuschalten macht ebenfalls Sinn (ändert dauernd die IP-Adresse). Dies alles, mit einer internen Firewall sollte eigentlich genügen.

Wer regelmässig einen Browser Check durchführt (www.desine.de) und die angezeigten veralteten Programme aktualisiert, hat schon viel für die eigene Sicherheit getan. Zusätzlich soll auf einer externen Festplatte regelmässig ein Image abgebildet werden. So steht man nicht vor dem Nichts, sollte es einmal zu einem totalen Datenverlust kommen. Dann wäre noch die Sache mit dem Passwort.

«(…) Ihr Kennwort sollte mindestens acht Zeichen lang sein. Verwenden Sie sowohl Klein- als auch Großbuchstaben. Auch Sonderzeichen und Zahlen sollten in Ihrem Kennwort vorkommen. Benutzen Sie keine Begriffe, die in einem Wörterbuch vorkommen. Verwenden Sie keine persönlichen Daten wie Ihren Namen oder Geburtsdatum. Ändern Sie Ihr Kennwort regelmäßig.
Eine gute Idee ist es, sich einen Kennwort-Merksatz auszudenken. So liefert der Merksatz «mein Vater trägt seit 1974 breite Krawatten» das Kennwort «mVts1974bK» oder der Merksatz «die Lieblings-Zahl von Tante Trude ist 9» das Kennwort «dL-ZvTTi9″. )»

Viele fühlen sich, was die Aktualisierung und die Sicherheit betrifft überfordert. Es verwundert nicht, dass so viele PC’s als Zwischenstation zur Verbreitung von Spam und anderer Malware missbraucht werden und dadurch das Internet missbrauchen, dieses unnütz überlasten und anderen viel Schaden zufügen. Die ältere Generation scheint hauptsächlich betroffen zu sein. Niklaus Wächter meint, gekommen sei nun die:

«(…) Die Zeit der Revanche

Sie sitzen ratlos vor ihren Bildschirmen. Einsam und verzweifelt. Ältere Menschen. Die weder Lust noch das Bedürfnis und schon gar nicht das technische Verständnis dafür haben, sich den immer schneller anrollenden Wogen der elektronischen Revolution entgegenzuwerfen, sie auszukosten und auszuwerten. Sie wollen ganz einfach an den modernen Kommunikationsmöglichkeiten teilhaben, ohne deswegen zwangsläufig zu Experten werden zu müssen.

Viele von ihnen sind auf die gütige Hilfe der nachfolgenden Generationen angewiesen – spätestens dann, wenn der Computer ein Eigenleben entwickelt. Doch genau dann hat oft keiner Zeit für die in elektronische Not Geratenen. Oder man will keine Zeit mehr haben, weil die Geduld ausgegangen ist. Weil viele alternde Menschen mit der modernen Technologie ebenso wenig anfangen können wie ein Kleinkind mit einem Ferrari. Apropos Kleinkind: Haben uns die heutigen Senioren nicht einst auch mit ihrer Nachsicht, Zeit und Geduld verwöhnt? Uns das Sprechen und Gehen beigebracht? Uns bei Schulaufgaben unterstützt? Unsere Zähne vor dem allzu frühen Ruin und uns vor Unfällen bewahrt? Uns mit vielen Herausforderungen und Tücken des Lebens vertraut gemacht? Uns zum Fussballplatz gefahren? Mitgefiebert? Mitgelitten? Getröstet?

Sie sind uns immer beigestanden. Damals – als wir so vieles noch nicht begriffen. Nun sind sie es, die nicht mehr alles begreifen. Die Zeit der Revanche ist gekommen. )» Quelle: http://www.onz.ch/artikel/111166/

Aus Vraneks «Küche»:

DiscRotor: What Goes Round Could Go Faster – Aviation Week

diskrotor – vranek.ch

1517  www.unicopter.com/1517.html

   

Nicht so ganz ernst gemeint: Georg Vraneks «Porsche Skymaster»
«Eine Dreiseitenansicht ist schnell gezeichnet…»

Niklaus Wächter ist u.a. ein begnadeter Flieger und Fotograf. Wenn Sie Bilder aus der dritten Dimension mögen, bei ihm werden Sie fündig oder er holt sich Ihre Wünsche! Sehen Sie sich um: Reportair: Luftaufnahmen (Flugaufnahmen) – N. Wächter, Schweiz  

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Niklaus Wächter

Journalist BR/Fotograf

Talrain 47

6043 Adligenswil

Tel.   +41413703826

Mob. +41792496785

web: http://www.reportair.ch/

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Aus dem Personalblog: 

03. 05. 2010: Nicht nur Giganten am Himmel

28. 12. 2008: Vollkommenheit ist, wenn man nichts mehr wegnehmen kann 

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